SM U18 2. Tag Winterthur
Nachdem Timo Castrini am Vortag den 100 Meter Final nur um einen Rang verpasst hatte, fühlte er „gesund“ genug, um auch den Vorlauf über 200 Meter zu bestreiten. Selbstverständlich war das nicht! Timo musste 2017, in seiner ersten richtigen Leichtathletik-Wettkampfsaison, viele Probleme bewältigen. Bereits im Wintertraining wurde klar, es würde viel Geduld brauchen, um überhaupt trainingsfähig, geschweige denn wettkampffähig zu werden. Im Frühling plagte eine endlose Knochenhautentzündung, immer wieder Adduktorenprobleme, dann Kniebeschwerden. Schlafstörungen und einige schulische Herausforderungen waren auch noch zu bewältigen. An diesem Sonntagvormittag zeigte Timo aber, dass er wohl im nächsten Jahr wieder an jeder Finaltüre anklopfen wird. Sein ganzer Lauf war technisch souverän gemeistert, er-staunlicherweise auch auf den letzten Metern gut durchgezogen. Schneller ging es nur deshalb nicht, weil die Beine vom Vortag einfach noch zu „schwer“ waren.
Nick Stalder hatte sich am Vortag mit einem sehr kontrollierten Lauf in den 400m Final ge-bracht. Diesen effektiv zu bestreiten, das hat er erst am Sonntagvormittag definitiv entscheiden können. Seit zweieinhalb Wochen verhinderte eine Oberschenkelirritation mit Vollspeed zu laufen. Die Devise für den Final lautete, die erste Rennhälfte erneut raumgreifend und entspannt, aber keinesfalls attackierend zu gestalten. Dann, wenn die Konkurrenten ermüdet langsamer werden würden, war die Idee, einfach unbeirrt und kontrolliert weiter zu laufen. So war es dann auch. Nick vermochte sich auf der Zielgeraden, der besten Zielgeraden die er je absolvierte, an das Feld heranzulaufen und die Hälfte der Konkurrenten zu überholen. Als undankbarer Vierter lief er ins Ziel – aber sehr zufrieden mit der starken persönlichen Bestleistung von 50.39“ und der Tatsache, dass er „gesund“ geblieben ist und sich auf die Staffel-SM freuen kann. Nick, das war eine souveräne, überzeugende Leistung!
Im letzten Lauf der Meisterschaft, 300m Hürden, war den TV Länggasse nochmals mit von der Partie. Die Ausgangslage war eigentlich klar. Simon Gerber belegte Rang 2 der Schweizer Sai-sonbestenliste. Matthias Scheuch, die Nummer 3 der Schweiz, hatte Simon 2017 bereits zwei Mal schlagen können. Neu dazu stiess der Basler Cédric Dieterle, der 2016 ganz stark lief, aber dieses Jahr verletzungsbedingt erst Ende Saison wieder starten konnte. Simon wusste das alles, aber davon liess er sich nicht beirren. Er lief bis zur zweitletzten Hürde ein fehlerfreies Rennen ohne Hektik und mit sicherem Rhythmus. Dann auf der Zielgeraden schien er eine kurze Standortbestimmung zu machen. Ergebnis: eben Mal so an sechster, siebter Position? Auch das vermochte seinem unerschütterlichen Selbstvertrauen an diesem Tag nichts anzuhaben. Er baute Druck auf, behielt aber trotzdem die hohe Knieführung. Die letzte Hürde, bereits etwas angeschlagene Gegner, knapp dahinter ein angriffslustiger Simon Gerber. Bis ins Ziel stürmte er an der Konkurrenz vorbei. Nur Yirga Nahom mit exzellenten 37.70 Sek. gestoppt, konnte er nicht mehr einholen. Vizemeister mit persönlicher Bestzeit von 38.74 Sekunden und der klaren Überzeugung, immer gewusst zu haben, dass er schon noch „kommen“ würde. 38.74 Sekunden, das ist eine gute Zeit. Erinnern wir uns, das hätte in den letzten Jahren stets zu einer Medaille, 2014 gar zum Sieg gereicht. Erinnern wir uns ebenfalls, 2014 im U18 Final gewann Dany Brand mit 37.88 Sekunden und Alain-Hervé Mfompka wurde mit 39.86 Sekunden Zweiter. Die beiden sind heute europäische Spitze.