U20 SVM 2017 der Männer und Frauen in Lausanne
Das Stadion Pierre de Coubertin in Lausanne, direkt am Ufer des Genfersees, gilt nicht als Mekka für Topleistungen. An diesem traumhaft schönen Samstag im Juni 2017 allerdings waren auf der blauen Bahn überraschend viele aussergewöhnliche Leistungen zu sehen. Das lag einerseits an den klimatischen Bedingungen, aber auch an den liebevoll vorbereiteten Wettkampfanlagen, am animierenden und äussert kompetenten Speakerteam und die LG Bern betreffend auch an der unaufgeregt und in jeder Phase athletenorientierten Mannschaftsführung von David Spichiger. Er hat es verstanden, allen Beteiligten ein leistungsförderndes und wertschätzendes Umfeld zu gestalten.
Einige veritable Exploits
In Anbetracht der angenehmen Windunterstützung war eigentlich sicher, dass Tim Stalder seine persönliche Bestleistung von 11.55 Sekunden über 100 Meter unterbieten würde. Offen war, wie er sich von bereits zwei Wettkampfeinsätzen, Staffel und Weitsprung, würde erholen können und viereinhalb Stunden Action im Stadion wegstecken würde können. In der Vergangenheit klagte Tim oft, bei einem zweiten Start deutlich weniger Spannung zu spüren. Tim wurde aufgrund seiner Bestleistung in die dritte Serie eingeteilt. Start mit perfektem Timing zwischen Druck und „Zeit lassen“. Effiziente Beschleunigung und dann ein technisch einwandfreier Lauf ins Ziel. Die Gegner? Gegner waren es nicht, 4/10 Vorsprung hatte Tim im Ziel. Der Speaker meinte euphorisch: „Tim Stalder gewinnt in 11.01 Sek. überlegen und pulverisiert seine bisherige Bestleistung!“. Auf Französisch klang das noch besser: „Tim Stalder, 11.01, il s’établie ainsi dans une toute autre dimension!“.
Simon Gerber musste vor dem Start zu seiner Paradedisziplin 400 Meter ebenfalls bereits zweimal antreten. Eine ähnliche Ausgangslage wie bei Tim Stalder. Simon wurde die in diesem Fall undankbare Bahn 8 in der ersten, aussergewöhnlich starken Serie zugeteilt. Er wusste um die Klasse der Gegner und er wusste auch, dass er irgendwann überholt werden würde. Mit einem starken ersten Laufabschnitt zögerte er dies so lange wie möglich hinaus. Als dann die etwas älteren und schweizweit Stärksten zu ihm aufschlossen, blieb er hartnäckig mit dabei. Immer wieder machte er zusätzliche Reserven frei. Auf der Zielgerade kam ihm dabei zusätzlich noch seine feine Lauftechnik zugute. Dieser Lauf wurde mit 50.85 Sekunden belohnt. Er verbesserte sich in der Schweizerischen Bestenliste von Rang 20 auf Rang 6.
Die 4x100m Staffel lief in der Besetzung Cédric Hank, Tim Stalder, Simon Gerber und Dario Kaufmann mit 43.16 Sekunden auf den 3. Rang. Dario musste für den erkrankten Nick Stalder einspringen, er hat seine Sache sehr gut gemacht. Cédric und Tim waren ihren Gegnern deutlich überlegen, Simon Gerber behauptete erfolgreich die Spitzenposition. Die Wechsel waren in Ordnung, eben sichere Wechsel, wie es für einen SVM wohl sinnvoll ist.
Dario Kaufmann übersprang im Hochsprung 1.65 Meter sehr sicher. Die Sprungkraft hätte auch eine Höhe von 1.75 bis 1.80 zugelassen, die Technik vorerst noch nicht.
Simon Gerber gab in Lausanne sein Kurzhürdendebüt. Dabei musste er die U20 Hürden bewältigen, deutlich höhere, als er sich gewohnt ist. Beim Aufwärmen absolvierte er mehrere Starts, die bis zur ersten Hürde gut gelangen. Aber der Rhythmus für die weiteren Hürden wollte partout nicht passen. Hürdencoach Thomas Wild blieb ganz cool. „Das wird im Rennen klappen, er wird es gut machen!“. Diese Zuversicht mochten nicht alle teilen. Thoms Wild sollte aber recht behalten. Simon startete verhalten vorsichtig im Wissen, zehn Hindernisse überqueren zu müssen. Zweite Hürde gut genommen, dritte Hürde gut genommen! Dann schien er immer sicherer zu werden. Zwischen den letzten drei Hürden begann er im Stile eines Routiniers gar zusätzlich Druck zu machen. Ein fehlerfreier Lauf mit 16.65 Sekunden deutlich schneller als erwartet. Was ist die Zeit schweizweit wert? Es dürfte eine Top 10 Klassierung für U18 Athleten sein.
Tim Stalder wurde auch im Weitsprung eingesetzt. Das kommt selten vor. Es war also nicht verwunderlich, dass alle seine Sprünge deutlich weiter waren als seine vormalige Bestleistung. Stark ist sein Anlauf, ebenfalls sehr gut anzusehen sein Absprung inklusive Schwungbeineinsatz beim Absprung. Er stand beim besten Sprung nach 6 Meter 35 Zentimeter im Sand. Von Landung zu sprechen wäre in diesem Fall nicht korrekt. Er war wohl der infrastrukturschonendste Weitspringer in Lausanne. Er schonte den Absprungbalken und berührte ihn nie. Schade, es hätte eine tolle Weite geben können. Fünfundvierzig Minuten spezifisches Training reichen vielleicht doch nicht, um alles richtig zu machen. Trotzdem, viel Punkte und Freude auf einen nächsten Weitsprungwettkampf. Der zweite Springer der LG Bern war Moritz Stuker, Jahrgang 2002. Er hatte anfänglich etwas Mühe, er sprang zu wenig explosiv. Es spricht für ihn, dass er sich im Wettkampf steigern konnte und im letzten Sprung mit 5.96 Meter eine persönliche Bestleistung erzielte die zeigte, dass er viel Potential hat.
Bei den Frauen überzeugte die U16-Athletin Anna Rotter in allen, ihren Einsätzen. Als Jüngste des Teams mauserte sie sich von Disziplin zu Disziplin zur Leaderin hoch und liefert am Ende vier Zählresultate. Als Schlussläuferin in der Staffel konnte Anna den Stab von ihren Vorläuferinnen Jara Richard, Anita Röthlisberger und Tanja Muralt übernehmen und hielt den Rückstand auf die Spitze in Grenzen. Dass es für unsere Spinterinnen zu keinem Topresultat reichen würde, war im Vorfeld vermutet worden und bestätigte sich während dem Lauf. Die Zeit von 50.58 zeigt aber das Potenzial nach oben auf. Mit 5.22m im Weitsprung und erneut übertroffener SM-Limite, mit dem 100Hü-Lauf über die 84cm hohen Hürden oder dem erstmals gelaufenen 200m Lauf zeigte Anna eine bärenstarke Leistung und erfrischte mit ihrem Auftritt das ganze Team.
Nicht ganz an die Trainingsresultate konnten Tanja Muralt mit 4.87 im Weitsprung und 1.40 im Hoch sowieSabrina Wälti im Speer anknüpfen. Beide sicherten aber mit ihren Leistungen das Team ab und stärken die Zuversicht für die kommenden Jahre. Gleiches Gilt für Joëlle Buri, welche ihr Potenzial mit einer neuen, persönlichen Bestleistung von 4.67 im Weitsprung sanft durchschimmern liess.
Alle Einzelresultate des Wettkampfs
Schlussrangliste SVM U20 Männer 2017
- COA Valais Romand, 114 Punkte
- STB Leichtathletik, 106
- LG Thunm, 103
- COA Lausanne-Riviera, 100
- LV Winterthur, 84
- LV Fricktal, 81
- LG LZ Oberaargau, 71.5
- LG Bern, 64
- LC Frauenfeld, 64
- LG Basel Regio, 58.5
- COA Fribourg-Romand, 44
- LC Brühl Leichtathletik, 43
Schlussrangliste SVM U20 Frauen 2017
- BTV Aarau Athletics, 87.5
- LC Brühl Leichtathletik, 80
- LV Winterthur, 67
- LG LZ Oberaargau, 66
- COA Valais Romand, 60.5
- COA Lausanne-Riviera, 57
- LG Thun, 56
- LAS Old Boys Basel, 55.5
- STB Leichtathletik, 50
- LC Frauenfeld, 44
- LG Nordstar Luzern, 37.5
- LG Bern, 34
- LV Fricktal, 32